Fáilte go hÉireann!

Lea Richter (EF) ist von ihrem Auslandsaufenthalt zurückgekehrt und schreibt hier über ihre Zeit auf der grünen Insel.

Sieben Monate habe ich in Irland bei einer Gastfamilie gelebt und bin dort zur Schule gegangen. Am 29. August 2016 bin ich mit zwei Freundinnen, die ebenfalls in einer irischen Gastfamilien leben wollten, von Düsseldorf nach Dublin geflogen und dort dann in den Bus nach Cork gestiegen, meiner neuen Heimat auf Zeit.

Bewerbung
Der Traum, ein Auslandsjahr zu machen, hat bei mir sehr früh angefangen. Schon Mitte der siebten Klasse wollte ich unbedingt ins Ausland. Ich habe mir immer wieder verschiedene Organisationen angeguckt und bin schließlich bei „Ayusa Intrax“ gelandet. Von Anfang an wollte ich nach Irland, da ich so viel über die schöne Natur und die offenen Menschen gehört hatte. Ende der achten Klasse habe ich mich schließlich bei Ayusa beworben und alles nahm seinen Lauf.

Als Erstes musste ich eine Kurzbewerbung online ausfüllen. Nach ein paar Tagen bekam ich dann einen Anruf von der Organisation und ich musste noch ein paar Fragen beantworten. Dann wurde mir ein Haufen an Unterlagen zum Ausfüllen zugeschickt. Schließlich hatte ich noch ein Bewerbungsgespräch. Dafür bin ich mit meinem Papa zu einer Mitarbeiterin von Ayusa nach Wuppertal gefahren und dort haben wir dann ein paar Fragen beantwortet und ich habe noch ein Interview alleine mit ihr auf Englisch geführt. Ich war vorher ein bisschen aufgeregt, aber ohne Grund! Es war nicht schwer und wenn ich etwas nicht wusste, wurde einem geholfen.

Ein paar Wochen später kam dann die Nachricht: Ich war angenommen! Das große Abenteuer konnte beginnen.

Im Mai vor der Ausreise hatte ich dann mein Vorbereitungswochenende in Köln. Dort habe ich zwei andere Mädchen kennengelernt, mit denen ich mich auf Anhieb sehr gut verstanden habe und die auch nach Irland wollten. Während unseres ganzen Aufenthaltes haben wir uns gegenseitig unterstützt, auch wenn wir in unterschiedlichen Städten waren.

Circa drei Wochen vor der Ausreise habe ich die ersten Informationen über meine Gastfamilie bekommen. Und dann war der ersehnte Tag gekommen. Ich konnte es, selbst als ich da war, noch gar nicht glauben, dass ich meine Familie für längere Zeit nun nicht sehen werde.

Einleben
Gleich zu Anfang möchte ich sagen, dass das Einleben seine Zeit dauert und ich es auch nicht unbedingt leicht hatte. Die ersten zwei Wochen habe ich mich insbesondere in meiner Gastfamilie nicht wohlgefühlt und war oft alleine. Dann habe ich mit meiner Koordinatorin gesprochen und schließlich sehr schnell meine Gastfamilie gewechselt. Es war nicht leicht mit meiner damaligen Gastmutter zu reden, aber es war eine sehr gute Entscheidung, die ich nie bereut habe.

In der zweiten Gastfamilie hatte ich eine Gastmutter, einen vierzehnjährigen Gastbruder und eine zwölfjährige Gastschwester. Mit allen dreien habe ich mich gut verstanden. Dort habe ich mich auch direkt wohlgefühlt.

In der Schule war es zu Anfang auch nicht einfach, aber ich habe ein paar gute Freunde gefunden, die ich jetzt sehr vermisse. Die offene Art der Iren hat mir dabei geholfen, mich einzugewöhnen. Man wurde direkt angesprochen, wenn man sich unsicher war, wo man hin musste oder es wurde gefragt, wo man herkommt und warum man dort ist. Nach den Weihnachtsferien, die ich in Deutschland verbracht habe, lief es umso besser und es war nahezu perfekt.

Schulleben
Während meiner Zeit in Irland habe ich das Mount Mercy College in Bishopstown, Cork, besucht. Es ist eine reine Mädchenschule und es herrscht Uniformpflicht. Der Unterricht beginnt um 8.40 Uhr und endet entweder um 14.55 Uhr oder um 15.35 Uhr. Mittwochs hatten wir Halfday, dann endete der Unterricht um 12.55 Uhr.

Es wird in drei Stundenblöcken unterrichtet und jede Stunde dauert 40 Minuten. Nach dem ersten Block hatten wir eine Short Break von 15 Minuten. Nach einem weiteren Block folgte die Lunch Break von einer Schulstunde, also 40 Minuten.

Ich habe das Transition Year, einen speziellen Jahrgang, besucht. Dieses Jahr ist freiwillig und es dient mehr der Persönlichkeitsbildung und Berufsorientierung als das normale Schulleben.

Trotzdem haben wir ganz normale Fächer wie Englisch, Mathe, Kunst oder Chemie gehabt, aber auch andere Fächer, die ich aus Deutschland nicht kannte. Dazu gehörten Accounting, Business, Home Economics oder YSI. Letzteres ist ein Fach in dem man das ganze Jahr an einem Projekt arbeitet und später an einer Art Wettbewerb teilnimmt. Unser Projekt hat einen der ersten fünf Plätze in ganz Cork belegt.

Außerdem mussten wir ein paar Praktika absolvieren, bei denen ich unter anderem in einem Kindergarten gearbeitet habe.

Wie schon erwähnt, habe ich eine Mädchenschule besucht. Ich dachte, es wäre mal eine coole Erfahrung, etwas anderes auszuprobieren und deshalb habe ich mich dafür entschieden, eine solche Schule zu besuchen. Es war sehr lustig und fast immer laut. Außerdem sind alle total verrückt, wenn mal ein Junge auftaucht, wie zum Beispiel die Hauptrolle unseres Musicals. Wir haben das Musical „West Side Story“ aufgeführt und hatten im November unsere Fashion Show.

Einen großen Teil meiner Zeit habe ich mit Hockey spielen im Team der Schule verbracht. Ich habe mir schon vor Irland vorgenommen, wenn ich dort bin, mit Hockey anzufangen beziehungsweise es zumindest auszuprobieren. Direkt am ersten Schultag habe ich gefragt und siehe da, ich konnte zum Training. Durch das Training jeden Dienstag und Donnerstag nach der Schule habe ich super nette Leute kennengelernt und es ist immer eine gute Möglichkeit, Freundschaften zu schließen.

Mein Team und vor allem die Trainerin waren sehr lustig und so nett und haben mir immer geholfen, wenn ich nicht wusste, was zu tun war. Es hat immer viel Spaß gemacht und deshalb mache ich auch hier in Deutschland weiter. Die Fahrten zu den Spielen waren ebenso lustig wie das Training; es wurde laut Musik gehört, gesungen, gelacht und geredet.

Schuluniform
Wie eigentlich an jeder Schule in Irland herrschte auch an meiner Uniformpflicht. Meine Uniform bestand aus schwarzen Schuhen, einer schwarzen Strumpfhose, einem knielangen, blauen Rock, einer blau weiß gestreiften Bluse und einem blauen Pullover. Außerdem hatten wir noch eine blaue Schuljacke. Nur diese durften wir tragen. Des Weiteren durften wir nur ein Schmuckstück, keinen Nagellack und kein Make-up tragen. Die Schuluniform wird zwischendurch ohne Ankündigung kontrolliert und während der Pausen lief eine Lehrerin über die Flure und hat sie ebenfalls kontrolliert. Trägt man etwas falsch, bekommt man einen Strafzettel. Hat man drei von diesen muss man nachsitzen. An sich finde ich Uniform nicht schlecht, allerdings war es im Winter sehr kalt, vor allem in der Schule, da diese nur morgens geheizt wurde.

Freizeit
In meiner Freizeit habe ich - wie schon erwähnt - viel Hockey gespielt und mich oft mit Freunden getroffen. Zusammen sind wir in die Stadt gefahren, Rollerbladen gewesen oder sind auch einfach mal nur Essen gegangen.

In den Ferien haben mich meine beiden Freundinnen besucht, mit denen ich nach Irland geflogen bin, und sie haben ein paar Tage bei mir verbracht. Diese haben wir dazu genutzt, die Umgebung Corks zu erkunden. Außerdem waren wir einen Tag in Dublin.

Ansonsten habe ich am Wochenende auch Tagesausflüge nach Waterford, Galway oder zum Ring of Kerry gemacht. Wenn ihr mehr über die spektakulären Landschaften in Irland erfahren wollt, besucht doch meinen Blog (siehe unten).

Abschied
Der Abschied von allen, vor allem meinen Freunden und meinem Hockey Team fiel mir sehr schwer. Der letzte Schultag war drei Wochen vor meiner eigentlichen Ausreise, da wir zwei Wochen Praktikum hatten, und die letzte Woche hatte ich Ferien und bin mit meiner Familie in Irland herumgereist.

Der letzte Schultag war traurig und schön zu gleich - schön, weil meine Klasse mir ein kleines Abschiedsgeschenk gemacht hat und traurig, weil ich mich von all den Menschen verabschieden musste, die ich über diese Zeit in mein Herz geschlossen habe, und man eigentlich noch gar nicht glauben konnte, dass alles vorbei ist. Mit meinem Hockeyteam konnte ich in den letzten zwei Wochen noch drei Spiele spielen und auch dann hieß es hier: „Time to say goodbye“

Als ich dann im Flugzeug mit meiner Familie zurück nach Deutschland flog, wurde mir ein bisschen bewusster, dass es jetzt für längere Zeit kein Zurück mehr gibt und die Tränen flossen. Dennoch hoffe ich sehr, dass ich bald alle wiedersehen kann.

Organisation
Meine Organisation „Ayusa Intrax“ arbeitet in Irland mit der Partnerorganisation „HSI“ zusammen. Jeden Monat kam meine Koordinatorin vorbei oder hat mich angerufen um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist und um gegebenenfalls Probleme zu lösen.

Fazit
Schlussfolgernd kann ich sagen, dass ich jedem, der im Moment noch überlegt, ob er gehen soll oder nicht, dazu raten kann, es zu tun. Habt den Mut dieses Abenteuer einzugehen! Ihr werdet so viel lernen und selbstständiger werden. Ihr werdet an jeder neuen sowohl guten als auch schlechten Erfahrungen wachsen und neue Leute kennen lernen. Es ist eine tolle Möglichkeit in eine andere Kultur zu blicken und dabei noch seine Sprache zu verbessern. Ihr werdet euch auch verändern, aber das ist die Sache wert. Die meisten werden schnell vergessen, dass ich weg war, aber für mich wird es immer eine tolle Erfahrung bleiben, die ich in keinem Falle bereue.

Falls ihr noch mehr über mein Auslandsaufenthalt wissen wollt, schaut doch mal auf meinem Blog vorbei:

www.leastraveldiary.wordpress.com

Die Bilder zeigen 1.) meine Schule, 2.) mich in der Hockeyuniform, 3.) eine andere deutsche Austauschschülerin und mich beim Multiculture Day, 4.) Kylemore Abbey im Connemara National Park, 5.) die Cliffs of Moher.

Lea Richter, EF

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